Pflanzenfasern

 

Baumwolle
Vor 5000 Jahren wurde in Indien Baumwolle genutzt. In Amerika bauten die Inkas Baumwolle an. Die Pflanze kannte man ebenfalls in Afrika. Persische Händler brachten die Baumwolle nach Europa, zu den Römern, wo Baumwollstoff als seltener Luxusartikel gehandelt wurde. Es gibt viele verschiedene Baumwollarten, allerdings können nur vier Sorten für die Textilherstellung genutzt werden. Das sind die beiden Altwelt-Arten Gossypium herbaceum L. und Gossypium arboreum L.,  und die beiden Neuwelt-Arten Gossypium hirsutum L. und Gossypium barbadense L.

 

 

 

Flachs / Leinp006_1_02
Lein „linum usitatissimum“ (Flachs), gehört zu den ältesten Nutzpflanzen der Menschheitsgeschichte. Vor 8000 Jahren, bei den Ägyptern und später auch vor 6000 Jahren in Mitteleuropa im Neolithikum wurde Lein angebaut und rege genutzt. Das Wort “Flechten” leitet sich von “Flachs” ab. Bevor man die ersten Webstühle kannte, sind die Flachsfasern vermutlich verflochten worden. Flachs wird bei kühler und feuchter Umgebung gelagert. Das war auch der Grund, warum sich Leinenwebereien im Mittelalter meist in den Kellerräumen befanden.

 

 

 

Warum man zum Flach spinnen einen Spinnrocken brauchtp006_1_01
Um Flachs zu Leinengarn zu verspinnen, braucht man zusätzlich einen Spinnrocken, um die Flachsfasern aufzuziehen. Weil die ursprüngliche Flachsfaser mehr als einen Meter misst.

Den klassischen Spinnrocken fixierte man am unteren Ende mit dem Gürtel. Er war ungefähr ein Meter lang und geeignet für Flachs und Wolle. Mehr für Wolle im Gebrauch war der Handspinnrocken und die Fingerkunkel. Die beiden Exemplare sind praktisch für unterwegs.

 

 

 

Die grosse Brennessel
Die Fasern der grossen Brennessel (Urtica dioica) wurden bis Anfang des 18. Jahrhunderts rege genutzt, bevor sie in Vergessenheit gerieten. Der Hauptgrund für ihr Verschwinden ist der grosse Aufwand zur Fasergewinnung und das trotz ihrer weichen cremefarbenen Faser, die einige Vorzüge bot, wie zum Beispiel ihre Langlebigkeit.

 

 

 

Ramie
Die Ramie (Boehmeria nivea) gehört zur Familie der Brennesselgewächse. In China wird die Pflanze seit 7000 Jahren als Faserrohstoff genutzt. Daher rührt auch ihr Name „Chinagras“. Ramie ergibt leichte, seidige Gewebe, die Leinen ähneln. Der grosse Verarbeitungsaufwand verhinderte bisher den Durchbruch der Ramiefaser in der Weltwirtschaft, wie Beispielsweise Baumwolle oder Leinen.

 

 

 

Hanf
Hanf (Cannabis sativa Moraceae) ist eine Bastfaser. Dank ihrer Zähigkeit eignet sich die Fase bestens für die Herstellung äusserst belastbarer Seile und Schnüre. Hanfpflanzen wachsen bis zu einer stattlichen Grösse von 3,5 Metern heran. Ihre Fasern bestehen hauptsächlich aus Zellulose.

 

 

 

Baumbast
Der Bast verschiedener Bäume entdeckte der Mensch schon früh für sich in einer Vielzahl von Verwendungen. Zur Herstellung von Fang-, Trage-, oder Fischernetzen. Zum Flechten von Matten oder zum Knüpfen von Umhängen, zum fertigen von Schuhpolsterungen, wie sie Ötzi hatte, oder zum Flechten von bequemen Bastschuhen. Im alten Rom waren sie in Bädern sehr beliebt. In Russland werden sie heute noch hergestellt. Bast gewann man hauptsächlich von Weiden, Linden, Eichen, Fichten, Ulmen, Pappel und Ahorn.

 

 

 

Lyocell (Auch bekannt als Tencel)
Kaum zu glauben, dass diese Faser einst ein stattlicher Baum irgendwo im Wald war. Tatsächlich wird der Zellstoff aus kleinen Holzschnipsel gewonnen. Die industriell hergestellte Faser wird ausschliesslich aus natürlichen Rohstoffen gewonnen (Buche, Fichte) und weist viele Vorteile auf. Zum Verspinnen ist sie sehr angenehm und man erhält sehr weiches Garn mit einem Hauch von Seidenglanz.